Epilepsien und Neurologische Erkrankungen: Forschung, Therapie und gesellschaftliche Verantwortung“
Shownotes
In dieser Folge des Salzburger Landeskliniken-Podcasts dreht sich alles um neurologische Erkrankungen – eine der häufigsten Ursachen für Behinderung und Tod weltweit. Besonders im Fokus steht die Epilepsie, die weit mehr Menschen betrifft, als man denkt. Zu Gast ist Professor Eugen Trinka, international führender Neurologe und Epilepsie-Experte. Er erklärt, wie viele Menschen betroffen sind, warum diese Erkrankungen oft stigmatisiert werden und welche Auswirkungen sie auf Betroffene und das Gesundheitssystem haben. Zudem spricht er über die neue, weltweit gültige Klassifikation epileptischer Anfälle und die spannende Rolle moderner Technologien, wie Künstliche Intelligenz, in der Diagnose und Therapie. Hören Sie rein und erfahren Sie mehr über die neuesten Entwicklungen in der Epilepsieforschung und die Zukunft der Behandlung!
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00:00:11: der Podcast der Salzburger Landeskliniken.
00:00:18: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts der Salzburger Landeskliniken, dem Podcast über Medizin, Forschung und Menschen, die hinter den Kulissen des Gesundheitssystems großartiges leisten.
00:00:29: Mein Name ist Wolfgang Fürweger.
00:00:32: Heute sprechen wir über ein Thema, das sehr viele Menschen betrifft und oft, dass ihnen das gar nicht bewusst ist.
00:00:37: Es geht um neurologische Erkrankungen, also Erkrankungen des Gehirns, des Rückenwachs oder der Nerven.
00:00:44: Diese Krankheiten gehören weltweit zu den häufigsten Ursachen für Behinderung, für Pflegebedürftigkeit und Todesfälle, noch vor Herzerkrankungen oder Krebs.
00:00:54: Mein heutiger Gast ist einer der international führenden Top-Experten auf diesem Gebiet, Prof.
00:01:00: Eugen Trinker, Vorstand unserer Universitätsklinik für Neurologie am Uniklinikum Campus Christian Doppler-Klinik, Herr Prof.
00:01:08: Trinker.
00:01:08: Herzlich willkommen im Podcast und danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen.
00:01:13: Herr Dr.
00:01:13: Führweger, ich danke für die Einladung und nehme mir sehr gerne die Zeit und stehe Ihnen zur Verfügung.
00:01:19: Herr Prof.
00:01:19: Trink, es ist ja nicht nur ein herausragender Arzt, sondern auch ein sogenannte highly cited researcher, also ein Forscher, dessen Arbeiten weltweit ganz oft zitiert werden.
00:01:30: Sie gehören zu den einflussreichsten Neurologen der Welt.
00:01:34: Ihr spezielles Fachgebiet sind die Epilepsien.
00:01:37: Sie sind ja auch im Vorstand der internationalen Liga gegen Epilepsie und waren ja es ganz kürzlich maßgeblich an einer neuen weltweit gültigen Neugwartklassifizierung der epileptischen Anfälle beteiligt.
00:01:50: Sie sind also das, was man absolut als Kapazunder bezeichnet.
00:01:53: Meine erste Frage geht aber ein bisschen mit Augen zwingen in eine andere Richtung, wenn sie jemand auf einer Party ... Kennenlernen uns der Fraktiv, was irgendwie muss.
00:02:02: machen Sie eigentlich beruflich?
00:02:03: Wie würden Sie ganz kurz zusammenfassen, was Sie eigentlich so den ganzen Tag tun?
00:02:08: Naja, ich würde sagen natürlich, dass ich Neurologe bin und nicht Urloge, weil das verwechseln wir sehr oft die Leute.
00:02:15: Neurologen beschäftigen sich mit den Hirnerkrankungen und dann mache ich immer Beispiele, weil die kennt jeder.
00:02:21: Das fängt bei Kopfschmerzen, Migräne an, Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose, Epilepsien, Demenzen, Alzheimer.
00:02:31: Das sind die Krankungen, mit denen die Neurologinnen und Neurologen hauptsächlich zu tun haben.
00:02:37: Gehirnerkrankungen sind aber auch, oder Erkrankungen des Nervensystems, neurologische Symptome, psychiatrische Symptome, sind aber auch sehr häufig eine Manifestation von den sogenannten seltenen Erkrankungen.
00:02:54: Das sind die, die zwei pro hunderttausend Einwohner pro Jahr irgendwann einmal auftauchen und Sechzig bis seventy-fünfzig Prozent haben neurologische Leitzymptome.
00:03:08: Die Kinder entwickeln sich nicht oder es treten epileptische Anfälle auf.
00:03:13: Also gehört auch das zum Neurologen.
00:03:15: Aber einfach erklärt man es immer an den großen fünf, sechs Krankheitsbildern, die jeder kennt.
00:03:23: Wie gesagt, die fünf, sechs großen Krankheitsbilder, wie groß ist denn die Zahl?
00:03:28: der durch oder der von neurologischen Krankheiten betroffenen Menschen, vielleicht in Österreich und vielleicht auch international, kann man das sagen?
00:03:35: Ja, das kann man sehr gut feststellen.
00:03:38: Das ist ein Drittel der Bevölkerung.
00:03:40: Ein Drittel der Bevölkerung jeder Dritte hat neurologische Symptome, Erkrankungen oder Zeichen einer Gehirnerkrankung.
00:03:50: Die Rückenmarkseerkrankungen sind deutlich seltener, aber ein Drittel der Bevölkerung und zwar weltweit.
00:03:57: Jetzt sagen Sie, unsere Drittler Bevölkerung ist betroffen, aber dennoch kenne ich nicht so viele Menschen, die sagen, ich habe eine neurologische Erkrankung.
00:04:06: Hat das was mit Stigmatisierung zu tun?
00:04:08: Und wenn ja, was kann man dagegen tun?
00:04:10: gegen die Stigmatisierung?
00:04:12: Das sind zwei Komponenten, die da kommen.
00:04:14: Das eine ist, dass die neurologischen Erkrankungen vom ersten Lebenstag bis zum letzten.
00:04:21: auftreten.
00:04:22: Es gibt also epileptische Anfälle, die treten in Utau, in Mutterleib auf bei den kleinen Kindern, wenn sie gewisse Erkrankungen haben.
00:04:31: Und dann nehmen sie enorm mit der alternden Bevölkerung zu.
00:04:37: Und wenn sie jetzt überlegen, wie viele von diesen Menschen nehmen nicht mehr Teil am gesellschaftlichen Leben, dann sehen sie, wie viele hier nicht sichtbar sind für ihre Augen.
00:04:48: Aber für die der pflegenden, der pflegenden Angehörigen natürlich sehr wohl.
00:04:54: Und Stigmatisierung, ja, das ist auch ein Thema.
00:04:58: Es gibt Krankheitsbilder, die sind deutlich mehr stigmatisiert als andere.
00:05:04: Können Sie da Beispiel sagen?
00:05:05: Ja.
00:05:06: Parkinson kommen.
00:05:08: gerne die Leute an die Öffentlichkeit und sagen das.
00:05:13: Das ist auch eine Erkrankung, die man sieht, wenn jemand schon vorgeschritten betroffen ist.
00:05:19: Epilepsien, die kommen ganz selten an die Öffentlichkeit oder machen einen Outing, weil diese Erkrankung noch immer sehr stark stigmatisiert ist.
00:05:32: Es gibt repräsentative Umfragen in Österreich, die zweimal gemacht wurden, einmal Anfang der zweitausender Jahre und jetzt wieder von dem österreichischen Komitee auch veröffentlicht wurden.
00:05:48: Die zeigen, dass Ca.
00:05:50: zehn Prozent der Bevölkerung sagen, meine Kinder dürfen nicht mit epilepsikanten Kindern spielen.
00:05:57: Wir wollen nicht, dass die in der gemeinsamen Klasse sind und noch mehr lehnen ab, wenn Tochter oder Sohn eine Beziehung eingehen mit einem Menschen, der epileptische Anfälle hat.
00:06:10: Das ist Stigma.
00:06:11: In vielen anderen Ländern dürfen die nicht einmal heiraten und haben noch viel mehr Einschränkungen.
00:06:19: Also Stigmatisierung ist ein Thema, deswegen wird nicht jeder gleich sagen, ja, ich habe dieses oder jenes Problem.
00:06:25: Was ist die Angst der Bevölkerung, dass es ansteckend ist, dass es vererblich ist?
00:06:31: Das sind viele Ängste und das korreliert also inverse.
00:06:35: Das heißt, je weniger die Menschen über Epilepsien wissen, desto höher ist die Stigmatisierung.
00:06:43: Je weniger sie in ihrem Leben jemanden getroffen haben, je seltener, Das da höher ist die Stigmatisierung und die Ablehnung.
00:06:52: Wissen die Menschen Bescheid, haben sie eine Bildung, eine Gesundheitsbildung über diese Erkrankungen, dann nimmt das Stigma ab.
00:07:01: Und das ist auch einer der Schlüsse, das ist die Information, das ist die Bildung, es ist das, was in den Öffentlichkeitsarbeiten, so wie Sie den Podcast jetzt machen, ist ein wichtiger Teil, die Stigmatisierung abzubauen.
00:07:15: Sie haben vorher gesagt, ungefähr ein Drittel der Bevölkerung ist von örologischen Erkrankungen betroffen.
00:07:20: Sie haben auch gesagt, viele davon sind nicht sichtbar.
00:07:23: Wie hoch ist denn die Krankheitslast für die Betroffenen und auch für die Familien der Betroffenen?
00:07:28: Kann man da irgendwas generalisieren?
00:07:30: Ja, man kann sehr gute Berechnungen anstellen.
00:07:33: Es gibt eine große Studie, die Global burden of disease study, die Krankheitslast wird weltweit erfasst.
00:07:44: Und es gibt ein Maß dafür.
00:07:46: Und das ist das Maß, das sich ergibt aus den Jahren, die man mit Behinderung oder Einschränkungen verbringt, fünf Jahre, zehn Jahre, und die Jahre, die man verliert durch einen frühzeitigen Tod.
00:07:59: Und von allen Erkrankungsgruppen haben die neurologischen Erkrankungen mit Abstand die höchste Krankheitslast.
00:08:08: Das sind zum Teil schwere chronische Erkrankungen.
00:08:11: die früh auftreten, wo man viele Jahre mit dieser Erkrankung verbringt, multipliske Rose zum Beispiel oder Epilepsien, unabhängig welche, oder es sind extrem häuschige wie Schlaganfall oder Demenzen.
00:08:28: Und das schlagt sich dann auch nieder bei den individuellen, bei der Krankheitslast, die man individuell auch unterbrechen kann, wie sehr die Menschen unter den Symptomen leiden.
00:08:41: angefangen von Schmerzen, Bewegungseinschränkung, soziale Einschränkung, weil man Angst hat davor, dass ein Anfall in der Öffentlichkeit auftritt oder einer körperlichen Behinderung, die einem die Kommunikationsfähigkeit raubt.
00:08:56: Wenn man merkt, man kann sich die Dinge nicht mehr gut merken.
00:09:00: Wenn man merkt, man kann nicht mehr so gut sprechen.
00:09:04: Man kann an einer Konversation nicht mehr teilnehmen.
00:09:07: Da wird Rückzug.
00:09:08: die Konsequent sein und nicht etwas anderes.
00:09:12: Diese Belastung hängt ganz davon ab, welche Erkrankung in diesem Fall vorliegt.
00:09:19: Ich habe es ganz am Anfang gesagt, Sie sind ja absoluter Top-Experte für Epilepsien.
00:09:25: Vielleicht können Sie nur ganz kurz sagen, wie viele Menschen denn von Epilepsie betroffen sind.
00:09:31: Es gibt internationale Berechnungen, die zeigen, dass in den Ressourcenarmenländern ein höherer Prozentsatz betroffen ist als in den sehr gut entwickelten Ländern.
00:09:44: Das liegt vor allem an der guten Säuglingsfürsorge, Geburtsfürsorge und so weiter und an dem Rückgang an Infektionserkrankungen.
00:09:57: Circa ein Prozent der Bevölkerung kann man sagen, hat epileptische Anfälle, immer wiederkehrende epileptische Anfälle.
00:10:05: Das ist das Hauptsymptom von Epilepsiererkrankungen, die so unterschiedlich sind, wie man sich das kaum vorstellen kann.
00:10:13: Bei einem jungen Kind kann eine Stoffwechselerkrankung der Fall sein, während beim älteren Menschen Schlaganfälle.
00:10:22: oder Alzheimer, die häufigsten Ursachen sind von Epilepsie in dem Alter auftreten.
00:10:28: Also das wäre auf der Bevölkerung gerecht an neun Millionen Einwohnern ungefähr, während das neunzigtausend Menschen circa die in Österreich betroffen sind.
00:10:35: Gibt es typische Formen bzw.
00:10:37: Lebensabschnitte, in denen die Epilepsie zum ersten Mal nach auftreten?
00:10:41: Also auf den Punkt gebracht, gibt es die typische Epileptikerin, den typischen Epileptiker?
00:10:46: Also zum einen... versuchen wir in allen Fachgesellschaften, national und international, den Begriff der Epileptiker oder die Epileptikerin zu vermeiden, weil ein Mensch nicht mit der Krankheit ident ist, sondern ein Mensch hat die Erkrankung, die man behandeln kann.
00:11:05: Er ist nicht die Krankheit, sondern er hat die Erkrankung oder sie hat die Erkrankung, die man ja behandeln kann.
00:11:11: Also wie sind wir beim Thema Stigmatisierter?
00:11:13: Richtig, richtig.
00:11:14: Und der Begriff stigmatisiert.
00:11:16: Also und man kann das sehr gut behandeln, da kommen wir vielleicht später noch drauf zurück.
00:11:21: Es gibt eine Anzahl, die tritt häufig auf im Kindesalter und die hat manchmal eine sehr gute Prognose.
00:11:28: Und im Erwachsenalter ist das Neuauftreten seltener und steigt dann stark an ab Mitte fünftig Anfang sechzig, sodass die häufigsten.
00:11:39: Neu beginnenden Epilepsien in der höheren Altersgruppe zu finden sind, also eine u-förmige
00:11:46: Kurve.
00:11:46: Also der ganz Jung oder im Erwachsenen, also im Reifein erwachsenen?
00:11:50: Richtig, es gibt aber also kritische Phasen.
00:11:53: Das sind die Schädelhirntraumen bei den jungen Männern, die Risikosportarten, Verkehrsunfälle, die dann natürlich auch eine Epilepsie zur Folge haben.
00:12:03: Im höheren Alter sind es die Schlaganfälle und dazwischen sind diese Ich würde sagen Entwicklungssteuerungen des Gehirns, die dann in zu immer wieder auftretenden Anfällen führen, die oft schwer zu behandeln sind und manchmal auch epilepsiekirurgisch versorgt werden müssen, damit Anfallsfreiheit gelingt.
00:12:26: Sie haben ja in einem internationalen Experten-Team sehr führend.
00:12:31: an einer weltweit einheitlichen Klassifikation bepläptischer Anfälle gearbeitet.
00:12:37: Das ist eine neue Klassifikation.
00:12:39: Warum war das notwendig?
00:12:41: Ja, es ist in diesen internationalen Fachgesellschaften natürlich auch immer wieder ein Kompromiss notwendig, damit man die Worte, die Begrifflichkeiten findet, die einerseits von der Medizinersprache akzeptiert sind, andererseits aber auch in alle anderen Sprachen übersetzbar sind.
00:13:01: Jetzt wissen wir, dass seit dem Zweiten Weltkrieg ist Englisch die dominante Sprache in den medizinischen Journalen, aber nicht jeder Begriff, den es im Englischen gibt, hat eine Entsprechung im deutschen, französischen und spanischen.
00:13:16: Der Bewusstseinsbegriff ist zum Beispiel ein schwieriger in den Englischsprachigen Ländern und man hat in der Klassifikation Bewusstsein einfach rausgelassen, weil man die Angst gehabt hat.
00:13:31: Die Menschen verwechseln das jetzt, haben wir gesagt, Awareness.
00:13:35: Und wenn Sie jetzt fragen, Awareness und Bewusstsein, ist das das Gleiche?
00:13:39: Nein, das ist nicht das Gleiche.
00:13:41: Und wir mussten hier einen Beruf schaffen, der auch in der deutschen Sprache anerkannt wird, nämlich Bewusstsein.
00:13:47: Das ist das, was wir testen beim Menschen.
00:13:50: Das Bewusstsein kann eingeschränkt sein oder kann komplett verloren gegangen sein, dann letztendlich im Koma.
00:13:57: Aber diese Umdämmerung ist ein ganz ein wesentliches Zeichen von epileptischen Anfällen.
00:14:03: Das hat man nicht gefunden und wir haben es in der Klassikation wieder drinnen gehabt.
00:14:08: Die Klassikation wurde vereinfacht, ganz stark vereinfacht.
00:14:13: von über sechzig Anfallstypen haben wir zwanzig jetzt erhalten, die tatsächlich auch biologisch anders im Gehirn ablaufen und sich dadurch unterscheiden.
00:14:25: Dadurch hat man bessere prognostische Aussagekraft und man kann die Epilepsien auch deutlich besser beschreiben.
00:14:34: Das war meine Frage, was haben denn die Patientinnen und Patienten davon?
00:14:37: Das heißt, sie können klarer diagnostizieren, welche Art von Epilepsie liegt hier vor?
00:14:44: und dann gezielter in der Behandlung vorgehen.
00:14:52: Das dient erstens.
00:14:55: Die korrekte Beschreibung des Anfallstyps ist die Basis für die Wahl der Medikamentösentherapie, aber auch für die Prognose und die Tatsache, ob man hier eine chirurgische Behandlung erfolgreich einführen kann oder nicht.
00:15:12: Das hängt vom Anfallstyp ab und vom Verlauf der Anfälle, wo sie beginnen und wo sie hinwandern.
00:15:19: Das kann man jetzt sehr genau und sehr gut beschreiben.
00:15:21: Das ist der erste wichtige Aspekt.
00:15:24: Direkt am Patienten haben die den Vorteil.
00:15:26: Das zweite ist natürlich langfristig.
00:15:29: Wenn ich die Anfallstypen klar beschreibe, definiere, dann kann ich natürlich auch klinische Studien danach ausrichten, welcher Anfallstypen mit welchem Medikament am besten behandelt wird.
00:15:42: Das ist der zweite unmittelbare Vorteil.
00:15:45: Und der dritte ist in der internationalen Kommunikation.
00:15:48: Ich muss wissen, Sie haben mich eingangs gefragt, wie viele Menschen sind betroffen.
00:15:53: Beschreibe ich die Anfallstypen nicht, weiß ich nicht, wie viele davon betroffen sind und dann kann ich epidemiologische Studien machen.
00:16:00: Public Health Aspekte spielen hier eine deutliche Rolle über die Verteilung der Erkrankungen in der Bevölkerung.
00:16:07: Gibt es
00:16:09: in der Verteilung irgendwelche Auffälligkeiten?
00:16:11: Also sind Menschen mit geringerer Bildung häufiger betroffen, weniger häufig betroffen?
00:16:17: Es ist so, dass das Symptom eines epileptischen Anfalls immer auf zugrunde liegende Erkrankungen des Gehirns zurückzuführen ist.
00:16:30: Jetzt gibt es bildungsabhängige und socioökonomische determinanten bestimmende Faktoren von Erkrankungen.
00:16:40: Das heißt, wenn man das sagt, in einer armutsbetroffenen Gruppe von Menschen, sind mehr gesundheitsschädigende Faktoren und daher häufiger auch Epilepsin anzutreffen.
00:16:57: Diese Aussage ist natürlich äußerst kritisch zu beleuchten, weil sie auch ein Grund ist für die Fehlinterpretation und für die Stigmatisierung.
00:17:07: Und die Geschichte dieser Stigmatisierung und Ausgrenzung von Patienten mit Epilepsin geht sehr lange zurück.
00:17:16: nicht nur in die Mitte des vorigen Jahrhunderts, sondern es geht auch ins Mittelalter und auch in die Antike zurück, dass diese Menschen zweitklassig betrachtet wurden, was definitiv nicht der Fall ist.
00:17:32: Ein großes Ziel dieser Neuklassifikation war es ja auch, die Sprache einfacher und verständlicher zu machen.
00:17:39: Warum ist gerade diese einfache Sprache so wichtig?
00:17:42: Ich glaube, das kann man schon ein bisschen auch mit dem Bildungsgrad der Hauptbetroffenen zusammenführen.
00:17:48: Ist das so richtig?
00:17:49: Das
00:17:50: ist richtig.
00:17:51: Die Namen sollten von Patienten, Patientinnen, Angehörigen, Betreuenden, Familien in gleichem Maß akzeptiert werden.
00:18:01: Das gibt ja die Alltagssprache, die etwas diffus ist.
00:18:09: Nicht wirklich präzise.
00:18:10: Es gibt Begriffe in der Medizin, die das deutlich besser abbilden.
00:18:15: Und wir sollen uns alle daran halten, diese durchgängig zu verwenden, damit in der Kommunikation Patienten, Patientinnen, Angehörige hier eine einheitliche Sprache.
00:18:26: Die gleichen
00:18:27: Worte immer für die gleichen Dinge verwenden.
00:18:28: Korrekt.
00:18:30: Sie haben vorher schon gesagt, diese Klassifikation ermöglicht es auch klarer zu sagen, welche Art von Anfolies ist.
00:18:37: und was kann ich dann dagegen tun, ist die Ableitung.
00:18:41: Ich nehme an, nachdem sich der Medizin überall wahnsinnig viel tot, auch hier bei der Behandlung von Epilepsin tut sich einiges, welche Arzt der möglichen Behandlungen gibt es denn und was sind so die spannenden aktuellen neuen Entwicklungen?
00:18:56: Erster und wichtigster Punkt ist, und das hat sich die letzten Jahre schon sehr gut entwickelt, dass Epilepsien immer eine Vielzahl von wirklich unterschiedlichen Erkrankungen sind mit unterschiedlichen Ursachen.
00:19:11: Ich habe das Eingang schon erwähnt, wie unterschiedlich das sein kann.
00:19:15: Das heißt, ein epileptischer Anfall ist immer nur das Symptom einer Erkrankung.
00:19:19: Früher hat man die alle in einen Topf geworfen und gesagt, das ist Epilepsie.
00:19:24: Und es gibt keine Epilepsie, es gibt nur die Epilepsien, Krankheiten, die epileptische Anfälle machen.
00:19:32: Das, was sich weiterentwickelt hat, der zweite wichtige Punkt ist, dass man zunehmend präzise die Anfälz-Ursprungszone, die Ursachen im individuellen Fall definieren kann und medikamentös ca.
00:19:52: zwei Drittel aller Menschen sehr gut behandeln kann, die dann keine Anfälle mehr haben.
00:19:58: Bei wenigen neurologischen Erkrankungen so erfolgreich.
00:20:01: Sechzig Prozent werden anfallsfrei.
00:20:04: Das heißt, Sie können sagen, hier in diesem Bereich des Gehirns ist dieser Anfall ausgelöst worden und daher behandeln wir das mit der Medikament X oder mit, Sie haben gesagt, operativ.
00:20:15: Also man kann auch operieren.
00:20:16: Was würde das bedeuten?
00:20:18: Kann man das vorstellen?
00:20:19: Wenn die Anfälle... Fokal, das heißt, an einem bestimmten Fleck im Gehirn auftreten, dann verwendet man eine Gruppe von Medikamenten zuerst.
00:20:29: Fokal
00:20:29: bedeutet quasi Fokus, also auf einen...
00:20:31: Genau, dort ist ein Punkt, den man dingfest machen kann, wo es losgeht.
00:20:36: Oder es tritt auf beiden Hirnhälften gleichzeitig auf, dann nennt man es Generalisiert.
00:20:43: Beide haben unterschiedliche medikamentöse Ansätze.
00:20:46: ist jetzt der Fokale Beginn, das heißt der, der an einem Punkt beginnt, immer konstant oder erwechselt, dann muss ich genau anschauen, wo ist das.
00:20:58: Wenn ich das identifizieren kann, ist die Anfallsklassifikation und die Beschreibung des Anfalls nach dieser Sprache einmal ganz wichtig, weil dann weiß ich, der beginnt im Schlefenlappen, im Stirnlappen, im Scheitellappen und dann auch noch, je nachdem in welchen kleineren Gebiet.
00:21:17: Die Prüfung ist dann, ob ich operieren kann, ganz wichtig kann ich diesen Teil des Gehirns entfernen, ohne dass ein Schaden entsteht.
00:21:28: Nummer eins, Nummer zwei gibt es eine strukturell eine sichtbare Ursache, zum Beispiel in der Kernspintomographie.
00:21:36: und Nummer drei stimmen die EEG-Daten, also die Daten der Hirnstromaktivität und die Hier in Leistung, hier in Funktion, mit dem Überein, wenn das alles übereinstimmt, der Anfallusprung, wie ich Ihnen im Anfallstyp beschreibe, die Kernspintomografie, ob dort eine Veränderung sichtbar ist, die elektrische Aktivität, dann hat die Patientin eine gute Prognose, wenn man das arealkirurgisch entfernt.
00:22:11: Bei diesen ganzen komplexen Untersuchungsmethoden Fragen Sie uns natürlich sofort in der heutigen Zeit, welche Rolle spielen moderne Technologien wie KI?
00:22:23: Ist das Unterstützung?
00:22:23: Hier gibt es da schon Ideen, wie man diese neue Technologie einsetzen kann.
00:22:28: Ich würde sagen, in der Epilepsiediagnostik war die KI ein Vorreiter.
00:22:35: Wir haben also in einer anderen Diskussion aber geschaut, wann haben wir die ersten KI-Arbeiten zu dem Thema gemacht.
00:22:43: Es war zwanzig zwölf hier im Haus aus Salzburg.
00:22:46: Also schon sehr lange beschäftigen wir uns damit und seit ungefähr fünfzehn Jahren verwenden wir KI-unterstützte Software zum Auswerten der Gehirntaten in der Kernspintomographie.
00:23:02: Gibt es hier Mikrounterschiede zwischen der Hirnrinde und dem weißen Substanz im Gehirn?
00:23:10: Ja, dazu verwenden wir KI in der klinischen Routine.
00:23:15: Mittlerweile verwendet man auch schon in der klinischen Routine KI zur Klassifikation oder zur Einteilung von EEG-Signalen, also von Hirnstromsignalen.
00:23:27: Überall dort, wo wir eine Vielzahl von Signalen haben, können wir mit KI oder mit lernenden Programmen sehr viel mehr in kürzerer Zeit erfahren, als wir das vorherkommen.
00:23:42: Wir sind in Zukunft vielleicht sogar möglich, seine epileptische Anfälle vorauszusagen mit solchen Möglichkeiten oder vielleicht sogar zu verhindern.
00:23:49: Das ist ein ganz heißes Thema.
00:23:50: Es gibt immer wieder kleine Kongresse, die... einen Wettbewerb machen, welche Software hat die größte Vorhersagekraft, dass in der nächsten, sagen wir, Stunde ein epileptisch Anfall kommt?
00:24:08: Die sind bis jetzt nicht so erfolgreich gewesen und das liegt einfach daran, dass die Art und Weise, wie wir bisher die Anfälle messen, eine sehr grobe ist, auch wenn wir jetzt glauben, das ist also sehr, sehr genau.
00:24:26: Das Hirn ist in einer knöchernen Kapsel und schwimmt in einer Flüssigkeit.
00:24:32: Die Elektroden, die wir auflegen zum Messen der Hirnströme, sind außerhalb des Knochens.
00:24:39: Da liegt ein Zentimeter dazwischen und die Hirnstromaktivität ist im Millionstel Volt Bereich.
00:24:47: Das können Sie sich vorstellen und die, die von Ihnen ein bisschen eine Ahnung haben von Elektrotechnik, dass die Signal und Rauschaktivität hier ganz schlecht ist.
00:24:58: Also wenn wir wirklich gute Signale wollen, müssen wir in das Gehirn selbst hinein unsere Elektroden, unsere Sensoren legen.
00:25:07: Es gibt Ansätze mit Magnetenzephalografie, aber da ist einfach das derzeitige Abgreifen zu grob, dass wir etwas genau vorher sagen können.
00:25:20: Es gibt mittlerweile schon Freudschritte, wo man mit Elektroden innerhalb etwas mehr vorher sein kann.
00:25:29: Aber die große Vision ist, sie nehmen nicht täglich Medikamente angenommen.
00:25:35: Sie haben einen oder zwei Anfälle im Jahr, sondern sie nehmen das genau an diesen zwei Tagen im Jahr, wo die Anfälle kommen und sind dadurch geschützt.
00:25:45: Wenn das gelingt, müsste man mehr messen, weniger Tabletten schlucken.
00:25:49: Im Moment ist es aber umgekehrt.
00:25:51: Kontinuierliche medikamentöse Therapie sollen die beiden Anfälle im Jahr verhindern.
00:25:57: Herr Prof.
00:25:58: Trinker, ich könnte dir nur stundenlang zuhören, aber der Rahmen des Podcasts ist begrenzt.
00:26:05: Ganz herzlichen Dank für dieses absolut spannende und gleichzeitig extrem verständliche Gespräch.
00:26:11: Es ist beeindruckend zu hören, wie interagente Forschung und auch Forschung hier in Salzburg dazu beiträgt, dass es Menschen mit Epilepsien besser gehen wird, schon besser geht als früher und dass sie auch besser verstanden werden und sie auch besser behandelt und begleitet werden können.
00:26:29: Mein Dank gilt auch an Sie, liebe Zuhörer und uns Zuhörer, dafür, dass Sie wieder mal dabei waren beim Podcast Kanal der Salzburg Landeskliniken.
00:26:36: Wir haben noch viele weitere interessante Themen aus den Bereichen Gesundheitswissen, Arbeitsplatz, Krankenhaus sowie Medizin und Forschung.
00:26:43: Und wir haben natürlich unsere Neo-Podcast für Eltern und Familien von frühgeborenen oder krankgeborenen Kindern.
00:26:50: Hören Sie einfach rein, es zahlt sich wirklich aus, es sind wahnsinnig interessante Themen.
00:26:54: Jetzt bleibt nur noch zu sagen, auf Wiederhören, bis zum nächsten Mal, alles Gute.
00:26:57: Ihr Wolfgang
00:27:12: Schürfiger.
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